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Main Art Aschaffenburg 2022 – @Crelala – Presse

Kerstin Heinze-Grohmann fasziniert mit ihren Arbeiten durch ihre detaillierte Malerei von Geschichten auf Papier mit Fragmenten von Fadentechnik. Vor allem die Fäden sind es, von denen man den Anblick kaum loseisen kann. Man erinnert sich an die alten, weiblichen Stick- und Häkelarbeiten der Großeltern-Generation und erkennt, wie wertvoll diese alten Strukturen in der Bedeutung für mathematisch-physikalische, ja universalgelehrte Erkenntnisse sind. Man entdeckt das Alte Wissen, das nicht zuletzt durch handwerkliche Fertigkeiten schon lange weitergetragen wird. Entfaltungsmöglichkeiten und Mitspracherecht in den Wissenschaften aber ist geschlechter – spezifisch noch immer unausgewogen. Auf der main art wird deutlich, welchen Wert das Zusammenspiel zwischen den Geschlechtern seit Anbeginn hat. Wer welches Wissen weiter- ja preisgibt, sollte aber ganz genau wissen an wen. Und zu welchem Zweck. Die junge Generation hat inzwischen Zugang zu Informationen aus aller Welt und sie begreift schnell. Kann man dieses Wissen sinnvoll und nachhaltig fördern, gegen die eigenen Vorlieben und den eigenen Antrieb, je nach Talenten und Neigungen? Die Zeitenwende steht vor großen Herausforderungen und die quantengestützten Methoden in beschleunigten Systemen werfen Fragen auf. Spätestens, seit jeder ein smartes Gerät in Händen hält, durch das er jederzeit „inspiriert“ und „geweckt“ werden kann. Die Impulse zu kontrollieren, die permanent durch den Raum jagen, ist die Aufgabe. Das Hier und Heute reicht nicht mehr. Man muss schon Generationen vorausschauen und darf den Blick in die Vergangenheit nicht vergessen. Multiversum, Metaverse und ein im Grundgesetz verankerter freier Zugang zu Information hinterlassen nachdenklich.

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„Techtelmechtel – oder der Reiz der Gegensätzlichkeiten“ Kapuzinerkloster Solothurn / Duo mit Barbara Freiburghaus (02.10-17.10.2021) – ab Minute 3,21
„Fadenscheinig – oder der Schein des Fadens“ (05.12-20.12.20) englisch / es spricht Kunsthistorikerin Annina Pandiani
„Fadenscheinig – oder der Schein des Fadens“ (05.12-20.12.20) deutsch / es spricht Kunsthistorikerin Annina Pandiani
Galerie Kalina „Die Wahrheit siegt am Ende“ (01.06. – 29.06.2019) es spricht Kunsthistoriker Dr. Rupert Volz München

 

Auszug aus der Ausstellungsrede „Fadenscheinig – oder der Schein des Fadens“ (05.12-20.12.20) – es spricht Kunsthistorikerin Annina Pandiani

Kerstin Heinze-Grohmann’s works are characterised by the artist’s cross-media working method. On handmade paper, she applies both her mixed-media paintings and fragments of thread graphic constructed with silk thread. Precisely because her visual worlds appear in a comic-like, figurative style, they tend towards the surreal in terms of content and perspective. Nevertheless, the worlds that the artist evokes before the viewer’s eyes are familiar. They capture the simultaneity and absurdity of everyday life and find pictorial means to negotiate the presence of constant, invisible companions. A comforting calm, supported by the delicate colourfulness of the thread graphic, prevails in one part of the works, which are created in series. In another part of the exhibited works, however, the geometric structure of the thread graphic contrasts the living figures and highlights them in their unexpected relationship.

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Kerstin Heinze-Grohmanns Werke zeichnet die medienübergreifende Arbeitsweise der Künstlerin aus. Auf handgeschöpftem Papier bringt sie sowohl ihre in Mischtechnik ausgeführte Malerei wie auch mit Seidenfaden konstruierte Fragmente der Fadengrafik an.
Gerade weil ihre Bildwelten in comichaft-figürlichem Stil daherkommen, tendieren sie inhaltlich und perspektivisch zum Surrealen. Dennoch sind die Lebenswelten, welche die Künstlerin vor den Augen der Betrachtenden aufruft, vertraut. Sie fassen die Gleichzeitigkeit und Absurdität des Alltags und finden bildnerische Mittel, um die Präsenz ständiger, unsichtbarer Begleiter zu verhandeln. Eine wohlige Ruhe, die von der zarten Farbigkeit der fadengrafischen Rahmungen unterstützt wird, herrscht im einen Teil der in Serien angelegten Werke. In einem weiteren Teil der ausgestellten Werke hingegen, kontrastiert die geometrische Struktur der Fadengrafik die lebendigen Figuren und hebt sie in ihrer unerwarteten Beziehung hervor.

Kunsthistorikerin Annania Pandiani

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Auszug aus der Rede: „Vom Zeichenstift bis zur Nadelspitze“ (09.03. – 20.04.2019)

Fragmente der Fadengrafik rahmen die comicartigen, mit gezieltem Farbeinsatz akzentuierten Umgebungen in Kerstin Heinze-Grohmanns Werken, die teilweise zum Surrealen tendieren. Die feine Kleinteiligkeit der Bildelemente korrespondiert mit dem Aufbau der Fadengrafik, die sich aber durch ihre klar geometrische Struktur von der eigenwilligen Struktur der Bildwelten unterscheidet oder wie in Freundschaften durch die geometrische Struktur des Hintergrundes ins Bild aufgenommen und mit den lebendigen Figuren bewusst kontrastiert wird. Die Künstlerin fordert zum genauen Hinschauen auf und schärft mit ihrem Werk die Wahrnehmung des Betrachters.

Vernissage: 09.03.2019 / Kunsthistorikerin Annina Pandiani

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Auszug aus der Rede: „Faszination Land“ (15.12. – 22.12.2018)

Kerstin Heinze-Grohmanns hier zu sehendes Häkelwerk wurde aus recycelten und in Streifen geschnittenen Plastiksäcken geschaffen. Es kann somit zum einen als Upcycling Projekt verstanden und zum anderen an der Schnittstelle von Kultur, Natur und Zivilisation verortet werden. In der Technik besteht auch eine Verbindung zu Heinze-Grohmanns malerischem Werk, dessen figürliche Innenwelt sie mit Fadengrafik rahmt. Mit ihren
Grenzüberschreitungen in Bezug auf den Umgang mit künstlerischen Medien eröffnet die Künstlerin visuelles Neuland.
Vernissage: 15.12.2018
Kunsthistorikerin: Annina Pandiani

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Auszug aus der Rede: “ Wunder des Lebens“ (28.04. – 13.05.2018)

Das Kabinett der Visionäre nimmt für diesen Anlass die Rolle des Gastgebers ein, indem es eine Plattform für die erste mobile Ausstellung der vielfaeltig–Produzentengalerie schafft.
Denn, die Produzentengalerie – mit Kerstin Heinze-Grohmann als ihre Initiantin – zeichnet sich durch ihre Mobilität aus. Ohne eine eigene Galerie mit festem Standort zu haben, ist es ihr Ziel, möglichst viele verschiedene Räume zu entdecken und zu bespielen.
Dieser Vielfältigkeitsanspruch wird hier also sehr deutlich, zeichnet sich aber auch in anderen Bereichen aus:
So wie das Kabinett der Visionäre eine Bühne für diese Ausstellung darstellt, schafft Kerstin Heinze-Grohmann in ihren Arbeiten eine Bühnensituation, welche oftmals durch «Fragmente der Fadengrafik», wie sie es nennt, eingerahmt wird. Seit 2013 arbeitet sie in der einzigartigen Kombination von comichaften figürlichen Darstellungen und abstrakten Fadenkonstruktionen. In ihrer unverwechselbaren Formensprache schafft Heinze-Grohmann sehr komplexe Szenen, die von Ambivalenzen und einer nachdenklichen Lebendigkeit geprägt sind.
Lassen Sie sich von der auf den ersten Blick scheinbar eindeutigen Szene nicht täuschen. Schauen Sie genau hin, denn dahinter verbirgt sich noch so Einiges.

(Auszug aus der Rede vom 28.04.2018)
Vernissage 28.04.2018
Kunsthistorikerin Seraina Peer
weitere Einblicke in die Rede   Hier

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„Gedanken zu den Werken von Kerstin Heinze-Grohmann“

Bei Kerstin Heinze-Grohmann glaubt man auf den ersten Augenblick, die Situation erfasst zu haben. Doch schaut man genauer hin, entdeckt man überall allerlei überraschende Details und die Situationen im Bild können sich in eine ganz andere Richtung entwickeln als erwartet.
Diese fordern den Betrachter auf:
– Die heutige Gesellschaft, Systeme, Normen und Konventionen zu hinterfragen.

Wie auf einer Bühne erscheinen die an die Comicästhetik angelegten Figuren um ihr Leben zu präsentieren. Manchmal werden diese Darstellungen durch stark fluchtende Räume oder bizarre Konstellationen auf eine surreale Ebene geleitet.
Ein weiteres eingearbeitetes Element findet man bei Kerstin Heinze-Grohmann – die Fadengrafik. Sie stellt nur einzelne Fragmente in ihren Bildwerken ein, doch diese sehr gezielt.

Vernissage 03.02.2018
Galeristin Jsabella Portmann

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„Wohlgemeinende Überspitztheit“

Kerstin Heinze-Grohmann ist 1968 in Cottbus geboren, hat seit ihrer Kindheit gemalt und eine pädagogische Ausbildung als Erzieherin und Sozialarbeiterin nach einer textilen Ausbildung in Garnspinnen, Veredeln, Weben, Nähen, Stricken abgeschlossen. Sie lebt seit 2004 in der Schweiz.
In ihren Arbeiten seit 2013 kombiniert sie comichafte figürliche Flächengrafik mit der abstrakten Formwelt von Fadengrafiken. Mit Acryl und Farbstiften legt sie ihre Bildmotive auf meist handgeschöpftem Papier oder Spezialpapier an. Dabei ist eine breite Rahmenzone bereits mitgeplant. Diese ist mit ineinander verzahlten und offenen geometrischen Formkörpern malerisch locker gefüllt.
Die Farbwerte, bei denen ein neutrales blaugrau dominiert, ziehen sich in diese Zone hinein. Die Bildzone wird durch einen gemalten schwarzen Rahmen davon abgesetzt und die ornamentalen Randstreifen dann noch mit einer Fadengrafik überspannt. Die seriell gereihten Muster werden in der jeweiligen Zone durchgehalten, passen sich aber farblich dem Bild an. Neben der Vielfalt von ihr selbst entwickelter Muster variiert dabei das Bild in Form und Farbe auch die Anordnung, die Vollständigkeit der Durchführung, die Breite und die Zone, in der – nicht nur am Rand, diese Musterung auftaucht. Wie ein Passepartout schafft diese Zone freier geometrischer Grafik einen Übergang aus dem Realraum in den Bildraum, der bühnenhaften Charakter gewinnt und nicht mehr wie ein fremder Ausschnitt an der Wand erscheint – sondern eingebettet wirkt. Die Bildthemen entstammen dem persönlichen Lebensumfeld, der Arbeit, der Familie, den Freunden oder von Reisen.
Fotos die Wahrgenommenes festhalten, bilden die Grundlage – aber die Bilder halten sich nicht an die Fotovorlage, sondern kombinieren Figuren, Innenräume und Erfundenes und passen sich der Bildaussage an – die ohnehin durch ihre flächigen grafischen Vereinfachung einer popartnahen Comicstilistik nahekommt. Es geht nicht um Abbildlichkeit, sondern um kommentierte Darstellung.
Die Motive sind formatmässig zu Serien zusammengefasst, in denen Aspekte der Lebenswelt „Die Geheimnisse des Lebens“ im gewöhnlichen Alltag thematisiert werden. Unverständliches wird nicht ausgeklammert. Die Mimik einzelner auffallender Personen steht leicht überzeichnet im Vordergrund der Gruppe der „Kopfgestalten“ , gerne in verzerrten und angeschnittenen Perspektiven – die in diesen Aspekten noch einmal betont werden.
Figuren aus dem Programm der Räuchermännchen präsentieren sich lebendig, aber mit gemalter Schleife verpackt aus der Serie „ Mamma findet Kitsch ganz doll…“ . Harlekine beleben spielerisch eine nüchterne Bauernhofszenerie in „Achtung Bautrupp“ .
Alltag, Arbeit und Privates sind in einer Dreiergruppe formal zusammen gebunden. Viel Lineares dominiert die Bilder, aber nirgends findet man mit dem Lineal gezogene Striche, sondern in allem wohnt der skizzenhafte Geist der spontanen handgezogenen Linie inne. Liebevolle Details und widerspenstig retro-orientierte Tapetenmuster hinterfangen die Szenen.
Ein bisschen Märchenwelt und Nostalgie trifft da auf die Realität von Misswirtschaft, Existenzen in Hafenanlagen, schräge Typen, rohe Handlungen und verspielte Träume. Das ganze Spektrum der Lebenswelt wird in seiner Parallelität und Eigenwilligkeit dargestellt. Der besondere Aspekt ist – das Kerstin Heinze-Grohmann – vielleicht im Wissen um die Vorurteile die Textilarbeiten begleiten, unbeirrt damit arbeitet.
In der Installation „Tischgesellschaft“ dienen die allzu „flauschigen“ Spinnen durchaus der Angstbewältigung, verdanken sich eigenem Erleben und gestalten häkelnd und textil banale Lebenssituationen voller Emotion, die plüschige Schauder und amüsierte Lebendigkeit – ganz ungewöhnliche Mischgefühle hervorrufen – auch in Gewohnheiten der ästhetischen Bewertung.
Kerstin Heinze-Grohmann arbeitet mit Ambivalenzen und schafft so nachdenkliche Lebendigkeit. Die ornamentale Vielfalt geometrisch – grafischer Strukturen weist avantgardistisch-mathematische Strenge auf – aber die Nutzungsgeschichte dieser Technik gibt ihr einen heimisch-volkstümlichen Touch.
Die Comicgrafik folgt den momentanen globalen Bildwelten von nüchternen Graffiti und StreetArt Arbeiten, aber die Sujets haben teils etwas märchenhaftes Verspieltes. Dadurch entsteht ein Eindruck von Wohlmeinender Gegenwartsbeobachtung, die nicht traditionell ist – da sie Seltsames und Gesellschaftskritisches in den Blick nimmt, aber ohne Spott und Herabwürdigung von Verhaltensweisen, die nicht ihrer eigenen Vorstellung entsprechen. Widersprüche und Brüche hat sie durch die friedliche Revolution in der Ex DDR und die Folgen der Wiedervereinigung erlebt – die u.a. auch das dortige, zeitweilig eingestellte und nach Protesten mit ausgedünnten Personal wiederbelebte „Sandmännchen“ betraf zu sehen in der Installation „Vergänglichkeit des Lebens“ . In gewisser Weise münzt sie die Fotovorlagen zu Szenen aus Kasperletheatern, Augsburger Puppenkiste bzw. dem Sandmännchen aus dem Abendgruss des DDR Fernsehens um.
Die vielen Facetten des Lebens erfahren eine menschliche Würdigung – die Welt mit Respekt und Skepsis zugleich in den Blick nehmen, mit Emotion und nüchternem Blick, mit stillem Humor, mit Strich und Faden und nach Strich und Faden / ohne betrügerische Absicht, sondern im ursprünglichen Sinne nach allen Regeln der Kunst.

Fadengrafik fand 2013 auf der Biennale in Venedig durch die Wiederentdeckung der Schweizerin Emma Kunz und ihrer frühen geometrischen Fadenabstraktionen in der Kunstwelt Akzeptanz. Die Herkunft aus der nationalen Minderheit der Sorben erklärt ebenso die Affinität für eine heute als folkloristisch angesehene Technik und ihren Versuch sie in die Bildwelt der Moderne einzufügen.

Vernissage 25.09.2016
Kunsthistoriker Dr. Dirk Tölke – Aachen

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Malerei und filigrane Textilkunst – wie verbindet sich das zu einem unverwechselbaren Kunstwerk? Kerstin Heinze-Grohmann gibt darauf eine äusserst originelle Antwort. So wie sie diesen Material-Mix kühn ins Bild setzt, hat es wohl noch niemand gemacht. Ihre Biografie und ihre Ausbildung haben sie offenbar dazu prädestiniert.

Als Sorbin 1968 in der Niederlausitz in Cottbus geboren, ist sie gewissermassen ganz historisch in einem textilen Gestaltungsbereich aufgewachsen. Sie liess sich daher auch in regionaler Analogie zur Textilfachfrau ausbilden und entwickelte früh ihre Affinität zu  Gewirktem und Gewobenem. Durch Wende und Mauerfall gerieten manche Traditionen aus dem Gleichgewicht, so dass eine Neuorientierung gefragt war. Erzieherin und Sozialarbeiterin waren  die nächsten beruflichen Stationen von Kerstin Heinze-Grohmann.

Der Befreiungsschlag zur Künstlerin erfolgte 2004 in der Schweiz, wo die Künstlerin ihre neue Heimat und Partner gefunden hatte. Jetzt war der Weg frei für individuelle Eigenkreationen und beide Talente – die Malerei und die Textilkunst wollten in harmonischem Einklang genutzt werden. Spannende Bildfindungen mit vorwiegend grafischen Elementen gesellten sich zu höchst präzisen Fadengrafiken, die zumeist als imposante Randleisten dem Kunstwerk ihr spezielles Gepräge geben.

Die Arbeit die die Künstlerin bei ihren farbenfrohen, meist den Alltagsleben entnommenen Szenen und Porträts mit Acryl schafft, so lässt sie auch in geschicktem Kontrast den zierlich gespannten Seidenfaden über dem Bild schweben, der mit seiner exakten Musterung einen eindrucksvollen Rahmen abgibt.

Sowohl das Bild, dessen Charakterköpfe zuweilen mit ansprechenden Comics kokettieren, als auch bei den zugeordneten Fadengrafiken steht eine exakte Lineatur im Vordergrund, die durch eine starke Farbgebung noch akzentuiert wird. Für den Betrachter gewinnt diese klassisch gebändigte Dynamik an heiterer Ausdruckskraft.

Das Humor eine wichtige Komponente für Kerstin Heinze-Grohmann ist, zeigt sich auch in ihrem amüsanten Plastiken, die ihr weitgestecktes Kreativitätspotenzial belegen.

@Kunsthistorikerin Kristina Piwecki Berlin / ZH

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Kerstin Heinze Grohmann, geboren in Brandenburg und mittlerweile in der Schweiz wohnhaft. Die Ausstellung „Inbox Outstanding“ weist Malerei, aber auch einige Plastiken hier in der bel etage aus – sozusagen zur Erdung ihrer Augen in all dem Himmel hier.

Kerstin Heinze Grohmann | Inbox Outstanding

Ich habe gestern beim Aufbau die Erfahrung gemacht, dass dann, wenn man Kerstin Heinze Grohmanns Malerei nicht als Abbildung z.B. im Internet, sondern realiter vor sich hat, sich plötzlich eine intellektuell gestimmte Wucht vor Augen stellt. Bildbestandteile wie Dreiecke etc. gezählt. Zum Ornament in der zeitgenössischen Bildenden Kunst gehört zwingend der Aspekt des sog ornamentalen Verhaltens dazu. Ornamentales Verhalten ist jegliches ritualisiertes Gehabe, 1. dessen ursprünglicher Sinn verloren gegangen ist, und 2. das wir nicht reflektieren. Weshalb schütteln wir einander die rechte Hand, während ein Versuch mit der linken fast unhöflich ist? Weil die rechte Hand die Schwerthand war im Mittelalter, und man bewies Friedfertigkeit, indem man die Schwerthand nicht bewaffnete. das Ornament einsetzt, zwingt sie uns zur Distanz zu dem, was abgebildet ist. Sie möchte zum Nachdenken bringen, nicht die Welt schön und flott pinseln. Sie kann flott pinseln, das nutzt sie aus. und Haushaltsverrichtungen gehen. Ich behaupte, dass ihre Malerei intellektuell aggressiv ist, dass sie uns mit der Darbietung übertölpelt, dass sie uns zum Denken bringen will, überzeugen. Und die Mädels, die Funktionträger in ihren Bildern sind, erzählen auch nicht. Sie sind immer in Gedanken oder diskutieren gar.

@ Galerist Mathias Beck / Homburg 2010 / Okt. Schwedenhof – Germany